Cerinthianism ist eine Häresie aus dem frühen Christentum, die nach Cerinthus benannt wurde, einem Lehrer des späten 1. Jahrhunderts. Cerinthus wird von frühen Kirchenvätern wie Irenäus und Eusebius erwähnt, die seine Lehren als schwerwiegende Abweichung vom christlichen Glauben betrachten. Seine Theologie beinhaltete eine Trennung zwischen der göttlichen und menschlichen Natur Jesu sowie eine materialistische Eschatologie.
Hauptlehren des Cerinthianismus
Trennung von Jesus und Christus:
• Cerinthus lehrte, dass Jesus ein gewöhnlicher Mensch war, der auf natürliche Weise von Maria und Josef gezeugt wurde.
• Bei seiner Taufe kam der göttliche Geist („Christus“) auf ihn herab und blieb bis kurz vor seiner Kreuzigung.
• Somit war es nur der Mensch Jesus, der litt und starb, während der göttliche Geist unberührt blieb.
Leugnung der Jungfrauengeburt:
• Cerinthus bestritt, dass Jesus durch den Heiligen Geist gezeugt wurde, und stellte damit eine grundlegende christliche Lehre infrage.
Eschatologie:
• Er lehrte einen stark materialistischen Chiliasmus (Tausendjähriges Reich), bei dem die Gläubigen in einem irdischen Paradies leben würden, das von Luxus und fleischlichen Freuden geprägt sei.
Einfluss gnostischer Ideen:
• Wie viele gnostische Strömungen glaubte Cerinthus, dass die materielle Welt böse sei und Gott daher keine direkte Verbindung zu ihr habe.
Widerlegungen und Kritiken
Johannes-Evangelium:
• Viele Kirchenväter sahen das Johannesevangelium als direkte Widerlegung von Cerinthus’ Lehren, insbesondere die Aussagen über die Einheit von Jesus und dem göttlichen Logos (Johannes 1:1–14).
Ignatius von Antiochien:
• Ignatius betonte in seinen Briefen die untrennbare Verbindung von göttlicher und menschlicher Natur in Jesus, um Häresien wie Cerinthianismus entgegenzuwirken.
Irenäus von Lyon:
• Irenäus beschreibt Cerinthus in seinem Werk Adversus Haereses als einen, der die wahre Lehre Christi verfälscht hat, insbesondere durch die Leugnung der Jungfrauengeburt und der vollkommenen Inkarnation.
Biblische Widerlegung
Johannes 1:14: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“
• Diese Passage betont die vollkommene Inkarnation des göttlichen Logos in Jesus Christus, was der Lehre Cerinthus’ widerspricht.
Matthäus 1:23: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären.“
• Diese Prophezeiung unterstützt die jungfräuliche Geburt Jesu und widerlegt die Behauptung von Cerinthus, dass Jesus durch natürliche Zeugung entstanden sei.
Bedeutung in der Kirchengeschichte
Cerinthianism markiert einen frühen Konflikt zwischen orthodoxem Christentum und gnostisch beeinflussten Strömungen. Die Schriften der Apostel und Kirchenväter, insbesondere Johannes und Irenäus, spielten eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung der zentralen christlichen Lehren über die Inkarnation und die göttliche Natur Christi.