Gnostizismus

Autor Andrea Di Mari (Super Administrator)

Updated at December 10th, 2024

Der Gnostizismus ist eine religiös-philosophische Strömung aus der Antike, die sich durch eine dualistische Weltanschauung und die Betonung von geheimem Wissen (griechisch gnosis) auszeichnet. Gnostische Lehren traten vor allem zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr. auf und standen in direkter Konkurrenz zur christlichen Lehre. Viele frühchristliche Kirchenväter wie Irenäus von Lyon, Tertullian und Hippolytus schrieben gegen gnostische Lehren und bezeichneten sie als Häresie.

Kernmerkmale des Gnostizismus

Dualismus:

• Der Gnostizismus unterscheidet radikal zwischen der geistigen Welt (gut) und der materiellen Welt (böse).

• Materie wird als unrein und vom wahren Gott getrennt angesehen.

Der ferne Gott und der Demiurg:

• Der höchste Gott (oft „der Unbekannte“ genannt) wird als unerreichbar und rein geistig beschrieben.

• Die materielle Welt wurde von einem niederen, unwissenden Wesen erschaffen, dem sogenannten Demiurgen (oft mit dem Gott des Alten Testaments identifiziert).

Erkenntnis als Heilsmittel:

• Erlösung wird nicht durch Gnade, Werke oder Glauben, sondern durch das Erkennen (gnosis) des wahren Gottes und der eigenen göttlichen Natur erreicht.

• Dieses Wissen wird nur einer kleinen, erleuchteten Elite zugänglich gemacht.

Christus und der Gnostizismus:

• Viele gnostische Gruppen sahen Jesus nicht als den fleischgewordenen Gott, sondern als einen rein geistigen Vermittler, der geheimes Wissen brachte.

• Manche lehnten die Menschlichkeit Jesu vollständig ab (doketische Ansichten).

Ethik:

• Die Ethik im Gnostizismus war oft extrem: Entweder wurde die materielle Welt strikt abgelehnt (Askese), oder sie wurde als bedeutungslos betrachtet, was zu einem libertinistischen Lebensstil führte.
 

Biblische und kirchliche Auseinandersetzung mit dem Gnostizismus


Neues Testament

Schon im Neuen Testament wird indirekt auf gnostische Tendenzen eingegangen:

• 1. Johannes 4:2-3: „Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott.“ (Gegen die doketische Lehre.)

• 1. Timotheus 6:20: Paulus warnt vor „dem, was fälschlich Erkenntnis genannt wird“.

• Kolosser 2:8-10: Warnung vor philosophischen Lehren, die Christus und die Fülle Gottes in Frage stellen.


Kirchenväter

• Irenäus von Lyon schrieb „Adversus Haereses“ (Gegen die Häresien), ein Werk, das sich ausführlich mit dem Gnostizismus auseinandersetzt. Er betonte die Einheit von Gott und die Inkarnation Christi.

• Tertullian und andere Apologeten argumentierten gegen gnostische Lehren, die die Schrift verfälschten und die Menschwerdung Jesu leugneten.


Gnostische Schriften und Gruppen
 

Gnostische Lehren wurden in Schriften wie den Nag-Hammadi-Schriften (z. B. das Evangelium der Wahrheit, das Thomasevangelium) gefunden. Diese Texte spiegeln die Vielfalt der gnostischen Bewegung wider. Einige bekannte gnostische Gruppen:

1. Valentinianer: Entwickelten eine komplexe Mythologie und waren eine der einflussreichsten gnostischen Gruppen.

2. Sethianer: Betonten die Nachkommen von Seth (dem dritten Sohn Adams) als Träger des geheimen Wissens.

3. Manichäer: Eine spätere dualistische Bewegung, die Elemente des Gnostizismus aufgriff.


Christlicher Widerspruch zum Gnostizismus


Die Güte der Schöpfung:

• Die Bibel lehrt, dass die materielle Welt von Gott geschaffen und „sehr gut“ ist (Genesis 1:31).

• Der Gnostizismus betrachtet Materie als böse, was dem biblischen Schöpfungsbericht widerspricht.

Die Menschwerdung Christi:

• Das Christentum betont, dass Gott in Jesus Christus Fleisch wurde (Johannes 1:14).

• Der Gnostizismus leugnet diese zentrale Lehre und somit die Grundlage des Heilsplans.

Erlösung durch Gnade, nicht durch Wissen:

• Die christliche Lehre besagt, dass Erlösung ein Geschenk Gottes durch den Glauben ist (Epheser 2:8-9).

• Der Gnostizismus setzt die Erlösung von intellektuellem Wissen und Geheimnissen abhängig.
 

Relevanz heute

Der Gnostizismus beeinflusst weiterhin spirituelle Bewegungen, Esoterik und moderne Philosophie. Elemente gnostischer Lehren finden sich in New-Age-Ideologien und in pseudowissenschaftlichen Ansätzen, die Wissen über Gnade und Glauben stellen.

Christen werden aufgefordert, die Schrift sorgfältig zu studieren, um sich gegen solche falschen Lehren zu wappnen (2. Timotheus 3:16-17).