Definition von Häresie
Häresie bezeichnet im christlichen Kontext eine Lehre oder Glaubensauffassung, die als abweichend von der orthodoxen oder traditionellen Lehre der Kirche betrachtet wird. Der Begriff stammt aus dem Griechischen hairesis, was „Wahl“ oder „Auswahl“ bedeutet. Häresie bezieht sich also auf die Wahl oder die Festlegung auf eine Lehre, die von den als richtig anerkannten Glaubenssätzen abweicht.
In der frühen Kirche wurde Häresie als gefährlich angesehen, weil sie den wahren Glauben verdrehte und die Einheit der Kirche bedrohte. Häresie betrifft oft zentrale Lehren des Christentums, wie die Natur Jesu Christi, die Dreifaltigkeit oder das Verständnis des Heils.
Beispiele aus der Bibel
• Galater 1:8-9: Paulus warnt die Galater vor falschen Lehren und erklärt, dass jeder, der einen anderen Evangelium verkündet, als verflucht betrachtet werden sollte. Er schreibt: „Aber auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigen würden als das, das wir euch verkündet haben, der sei verflucht.“
• Diese Passage zeigt, wie wichtig es ist, an der wahren Lehre festzuhalten. Abweichungen von der Botschaft, die von den Aposteln überliefert wurde, wurden als schwerwiegende Bedrohung für die Kirche angesehen.
• 2. Petrus 2:1: Hier wird vor falschen Lehrern gewarnt, die „verderbliche Häresien“ einführen und die Gläubigen vom rechten Weg abbringen. „Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die verderbliche Häresien einführen…“
• Das zeigt, dass die frühchristliche Gemeinde immer wieder mit falschen Lehren und Abweichungen vom wahren Glauben konfrontiert war.
Beispiele aus den Kirchenvätern
Die Kirchenväter waren frühe christliche Theologen und Kirchenführer, die eine zentrale Rolle in der Definition der orthodoxen christlichen Lehre spielten. Sie beschäftigten sich intensiv mit der Bekämpfung von Häresien.
• Irenäus von Lyon (ca. 130–202): In seinem Werk „Adversus Haereses“ (Gegen die Häresien) ging Irenäus gegen verschiedene häretische Bewegungen seiner Zeit vor, wie die Gnosis. Er betonte, dass wahres Christentum an der Apostolischen Tradition festhält, die direkt auf die Lehre von Christus und seinen Aposteln zurückgeht.
• Irenäus argumentierte, dass die „Wahrheit“ nur durch die unverfälschte Überlieferung der Apostel zugänglich sei und dass Abweichungen davon in die Irre führen.
• Athanasius von Alexandria (ca. 296–373): Athanasius kämpfte gegen den Arianismus, eine Häresie, die besagte, dass Jesus Christus nicht wirklich göttlich, sondern nur ein von Gott erschaffenes Wesen war. Athanasius setzte sich entschieden dafür ein, dass Jesus als wahrer Gott und wahrer Mensch anerkannt wird, was später im Nicäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis (381) festgehalten wurde.
• Augustinus von Hippo (354–430): Augustinus war ein prominenter Theologe und Philosoph, der sich ebenfalls mit Häresien auseinandersetzte, insbesondere mit dem Manichäismus und dem Donatismus. In seinen Schriften stellte er die Bedeutung der kirchlichen Einheit und die Notwendigkeit einer korrekten Lehre heraus.
Zusammenfassung und Relevanz
Häresie ist die Ablehnung oder Verzerrung der grundlegenden christlichen Lehren, die auf der Bibel und der apostolischen Tradition basieren. Häresie gefährdet die Einheit der Kirche und kann zu falschen Vorstellungen über Gott und das Heil führen. Sowohl die Bibel als auch die Kirchenväter betonten die Bedeutung der Wahrhaftigkeit und der bewahrten Lehre des Glaubens. In der Geschichte der Kirche wurden viele sogenannte Häresien bekämpft, um die wahre christliche Lehre zu schützen und zu bewahren.